Tschechische ČSD Baureihe 451 (ehem. EM 475.1)

von

in

Ein halbes Jahrhundert im Einsatz

Herzlich willkommen zurück, liebe Eisenbahn-Enthusiasten! Heute tauchen wir ein in die Geschichte einer ganz besonderen Baureihe, die über Jahrzehnte das Bild des tschechischen Nahverkehrs prägte: die ČSD Baureihe 451 (ehemals bekannt als EM 475.1).

Ein Beschleunigungswunder der 60er für den Prager Nahverkehr

In den 1960er-Jahren suchte die Tschechoslowakische Staatsbahn (ČSD) nach einer Möglichkeit, den Nahverkehr in den Ballungsräumen zu beschleunigen, insbesondere für den Prager Vorortverkehr (heutiges Esko Prag). Die Antwort war die Entwicklung der elektrischen Triebzüge der Baureihe EM 475.1. Ihr größter Vorteil gegenüber lokbespannten Zügen war die beachtliche Beschleunigung von 0,7 m/s² und die unkomplizierte Möglichkeit, die Fahrtrichtung zu wechseln – ein enormer Zeitgewinn im dichten Vorortverkehr.

Technische Details und Flexibilität – Mit Niederflurbereich

Die Triebzüge wurden als vierteilige Einheiten ausgeliefert, bestehend aus zwei „technischen Einheiten“. Jede dieser Einheiten setzte sich aus einem Triebwagen und einem antriebslosen Beiwagen zusammen. Ursprünglich trugen die Einheiten die Nummern EM 475.1001 bis EM 475.1102, später wurden sie in die Baureihe 451 mit den Nummern 001 bis 102 umgezeichnet. Bemerkenswert ist, dass sie zu den ersten Vollbahnfahrzeugen mit einem Niederflurbereich gehörten, der von 550 mm hohen Bahnsteigen einen fast stufenlosen Zugang zum mittleren Fahrgastraum jedes Wagens ermöglichte.

Besonders flexibel war die Möglichkeit, die Züge an das Fahrgastaufkommen anzupassen. Durch das Hinzufügen oder Weglassen von Wagen konnten fünf-, sechs- oder dreiteilige Zugeinheiten gebildet werden. Ein vierteiliger Zug der Baureihe 451 bot ursprünglich 300 Sitzplätze, die modernisierte Baureihe 452 kam auf 294 Sitzplätze. Zusätzlich konnten in beiden Baureihen jeweils 380 Stehplätze angeboten werden. Der Prototyp dieser Baureihe wurde bereits 1959 von Vagonka Tatra in Studénka gebaut.

„Žabotlam“ – Das Froschmaul erobert die Schienen

Aufgrund ihres charakteristischen Aussehens mit der abgerundeten Front und den markanten Stirnfenstern erhielten die Triebzüge der Baureihen 451 und 452 schnell einen liebevollen Spitznamen: „Žabotlam“, was so viel wie „Froschmaul“ oder „Froschkuss“ bedeutet. Dieser Spitzname ist bis heute unter Eisenbahnfans und Pendlern in der Tschechischen Republik sehr verbreitet.

Länger im Einsatz als geplant – In Prag und Olmütz

Die Produktion der EM 475.1-Einheiten begann 1964 und umfasste insgesamt 52 Züge, die hauptsächlich im Großraum Prag, aber auch um Olmütz eingesetzt wurden. Die Entwicklung neuerer Triebzüge verzögerte sich jedoch, sodass in den Jahren 1972 und 1973 nochmals 11 Einheiten der leicht modifizierten Baureihe EM 475.2 (später 452) geliefert wurden. Interessanterweise kamen die direkten Nachfolger dieser Baureihen, die Baureihen 471 und 472, nicht im Nahverkehr rund um Prag zum Einsatz. Hier blieben die „Žabotlam“-Züge noch lange eine prägende Erscheinung.

Ursprünglich war eine Lebensdauer von 15 Jahren für die Züge vorgesehen. Doch die Baureihe 451 bewies ihre Robustheit und Zuverlässigkeit: Viele Züge waren doppelt so lange im Einsatz. Der letzte Einsatz erfolgte am 10. August 2018 auf der Linie S41 der Esko Prag. Einen Tag später wurde der dreiteilige Zug 451 025/026 im Rahmen einer Sonderfahrt mit großer öffentlicher Beteiligung zum Depot des Technischen Nationalmuseums in Chomutov überführt. Die Einheit 451 045/046 wurde 2010 aufgearbeitet und wird betriebsfähig erhalten.

Ein Stück Eisenbahngeschichte

Die ČSD Baureihe 451, der „Žabotlam“, ist mehr als nur ein Zug – sie ist ein Stück tschechischer Eisenbahngeschichte. Ihre Robustheit, Flexibilität, der Niederflurbereich und ihre lange Einsatzdauer, insbesondere im Prager Nahverkehr, haben sie zu einer Legende auf den Schienen gemacht.

Wir haben das Design nun im Shop!
Schau es dir gleich an und hol dir ein Stück Eisenbahngeschichte nach Hause ›