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Das Krokodil der Schienen: Die BBÖ 1100 – Eine Ikone des Verkehrsdesigns
Wenn wir über ikonisches Verkehrsdesign sprechen, fällt der Blick unweigerlich auf die BBÖ 1100 und BBÖ 1100.01, jene beeindruckenden Elektroschnellzuglokomotiven, die liebevoll den Spitznamen „Krokodil“ tragen. Diese Giganten der Schiene prägten das Bild der Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) in der Zwischenkriegszeit und faszinieren mit ihrer unverwechselbaren Form noch heute Design-Enthusiasten weltweit. Auch wenn die letzten Exemplare der ursprünglichen BBÖ 1100.01–07 und der späteren Serie BBÖ 1100.101–109 erst 1979 ausgemustert wurden (nachdem sie bei der ÖBB als 1089 und 1189 weitergeführt worden waren), bleibt ihr Erbe als Meisterwerk der Ingenieurskunst und des Designs lebendig.
Geboren aus Innovation: Die technischen Details, die begeistern
In den Jahren 1923 und 1924 entstanden 16 dieser robusten Elektrolokomotiven als Antwort auf die technischen Herausforderungen der steilen und kurvenreichen Arlbergstrecke. Die ersten sieben Maschinen wurden von den Österreichischen Brown, Boveri Werken (elektrischer Teil) und der Lokomotivfabrik Floridsdorf (mechanischer Teil) 1923/24 geliefert. 1926/27 folgten weitere neun Lokomotiven, die gegenüber der Erstlieferung stärker und etwas schwerer waren.
Die Lokomotiven wurden mit drei festen zweiachsigen Triebgestellen ausgestattet, von denen jeweils zwei über ein blindes Vorgelege mit einem Stangenantrieb gekoppelt waren. Diese Antriebstechnik verlieh der BBÖ 1100 ihre charakteristische Silhouette und sorgte für eine kraftvolle Traktion auf Gebirgsstrecken. Optisch blieb sie dennoch ein Blickfang: Zwei lange Vorbauten und der mittig angeordnete Führerstand gaben ihr das Aussehen eines gepanzerten Reptils – Eisenbahner und Fans gaben ihr daher den Spitznamen „Krokodil“. Ihre markante Erscheinung und die kraftvolle Mechanik machten sie zu einem Sinnbild für die frühe Elektrifizierung in Österreich.
Mit einer stattlichen Länge über Puffer von bis zu 20.400 mm waren die Krokodile wahre Erscheinungen. Angetrieben von vier Fahrmotoren mit Gruppenantrieb und Reduktionsgetriebe, waren sie speziell für das damalige 15 kV / 16 2⁄3 Hz Wechselstromsystem konzipiert. Die erste Serie erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h, während die zweite Serie bereits 75 km/h schnell war – beachtliche Werte für die damalige Zeit. Der Kraftschluss zu den Schienen erfolgte über imposante Triebräder mit einem Durchmesser von 1.350 mm, ergänzt durch kleinere Laufräder von 870 mm.
Auch wenn sich die Bremssysteme im Laufe der Jahre von der ursprünglichen Vakuumbremse auf moderne Druckluftbremsen weiterentwickelten, blieb die Grundkonstruktion der Krokodile ein Paradebeispiel für robuste und effektive Schienenfahrzeugtechnik.
Mehr als nur Technik: Design, das Geschichten erzählt
Neben ihren beeindruckenden technischen Spezifikationen erzählen die BBÖ Krokodile auch eine Geschichte des Designs. Während das genaue ursprüngliche Farbschema oft diskutiert wird – man vermutet ein moosgrün mit hellgrünen Zierlinien – durchliefen die Lokomotiven im Laufe ihrer Dienstzeit verschiedene Farbgebungen. Von einem pragmatischen grauen Tarnanstrich während der Deutschen Reichsbahn-Ära bis zum ikonischen Tannengrün der ÖBB spiegelten diese Veränderungen nicht nur die Zeitgeschichte wider, sondern trugen auch zur Legendenbildung dieser besonderen Maschinen bei. Als einzige der Loks erhielt die heutige Museumslok 1189.02 im Juni 1971 noch eine Lackierung im neuen Farbschema in Blutorange.
Die BBÖ 1100 ist weit mehr als nur eine alte Lokomotive; sie ist ein bewegendes Denkmal für das Design und die Ingenieurskunst einer vergangenen Ära und ein ewiger Favorit für alle, die das Zusammenspiel von Form und Funktion im Verkehrsdesign lieben.