Die SŽD-Baureihe Д (D) – Dieseltriebwagen aus Budapest für die Sowjetunion

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Als die Sowjetunion in den 1950er Jahren große Teile ihres Streckennetzes elektrifizierte, entstand gleichzeitig ein neuer Bedarf: moderne Dieseltriebwagen für den Nahverkehr auf den nichtelektrifizierten Nebenstrecken. Mangels eigener Erfahrung in diesem Bereich wandte sich die SŽD an den ungarischen Traditionshersteller Ganz-MÁVAG. Zwischen 1960 und 1964 entstanden dort 89 dreiteilige Dieseltriebwagen der Baureihe Д (D), die bald zu einem vertrauten Bild in vielen Regionen der UdSSR wurden.

Die Züge waren auffällig gestaltet – dunkelgrün im unteren Bereich, hellgrün darüber und mit silbernem Dach. Goldene Leisten trennten die Farbbereiche. Technisch setzten sie auf robuste Mechanik: Zwei 12-Zylinder-Viertakt-Dieselmotoren mit je 500 PS trieben die äußeren Achsen der dreiachsigen Endwagen an. Ein mechanisches Fünfganggetriebe sorgte für die Kraftübertragung, wobei die Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreichten – für den Vorortverkehr durchaus beachtlich.

Ihr Einsatzgebiet war breit gefächert: Von Lettland über die Ukraine bis nach Usbekistan waren die Triebwagen auf verschiedenen Strecken unterwegs. Besonders intensiv genutzt wurden sie im Baltikum – mit eigenen Reparaturhallen und spezialisierten Depots. Doch schon bald zeigten sich Schwächen: Probleme mit der Reibungskupplung, unzureichende Beschleunigung und mangelnde Kapazität. Die Fahrzeuge waren schwer zu bedienen, verlangten vom Personal ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, insbesondere bei der komplexen Steuerung mit neunstufigem Fahrschalter.

Die Nachfolgeserie Д1 wurde ab 1964 produziert und bot deutliche Verbesserungen – stärkere Motoren, vierteilige Einheiten und eine hydromechanische Kraftübertragung. Die älteren Triebzüge der Baureihe Д wurden daraufhin schrittweise in weniger stark frequentierte Regionen versetzt oder ausgemustert. Die letzten Fahrzeuge verschwanden in den 1980er Jahren aus dem aktiven Betrieb, der allerletzte Dienstwagen wurde um 2000 verschrottet.

Heute existiert kein betriebsfähiges Exemplar mehr. Einzelne Wagenkästen überlebten noch bis in die frühen 2000er Jahre als Schuppen oder Ersatzteillager, doch auch sie sind inzwischen verschwunden. So bleibt die SŽD-Baureihe Д ein faszinierendes Kapitel osteuropäischer Eisenbahngeschichte – mit auffälliger Farbgebung, komplexer Technik und einem festen Platz im Gedächtnis vieler Eisenbahner jener Zeit.

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