1043

Österreichische 1043 – Schwedische Technik auf österreichischen Schienen

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Die Elektrolokomotiven der Reihe 1043 markieren ein besonderes Kapitel in der Geschichte der österreichischen Eisenbahn: Sie waren nicht nur die ersten thyristorgesteuerten Lokomotiven im Fuhrpark der österr. Bundesbahnen, sondern auch das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit mit Schweden. Gebaut von ASEA und auf Basis der erfolgreichen schwedischen Rc2-Serie entwickelt, brachten die zehn Maschinen ab 1971 modernste Technik auf die anspruchsvollen Strecken der Alpenrepublik.

Ein technologischer Sprung nach vorn

In den späten 1960er-Jahren war bei den österr. Bundesbahnen der Bedarf nach leistungsfähigeren Elektroloks gestiegen. Herkömmliche Wechselstrommotoren stießen an ihre Leistungsgrenzen. In Schweden testete man bereits erfolgreich Gleichstrommotoren mit Diodengleichrichtern – später gefolgt von der stufenlosen Phasenanschnittsteuerung mittels Thyristoren. Diese Technik erlaubte eine wesentlich feinfühligere Regelung der Zugkraft, was sich besonders in steilen Gefällen wie am Semmering oder der Tauernbahn positiv bemerkbar machte.

Nach erfolgreichen Testfahrten mit schwedischen Versuchslokomotiven folgte 1971 die Bestellung von zehn speziell angepassten Rc2-Loks bei ASEA. Trotz damaliger Kapazitätsengpässe wurden viele Zulieferteile in Österreich gefertigt.

Im Einsatz bei der österr. Bundesbahnen

Zwischen 1971 und 1973 trafen die zehn Maschinen – 1043.001 bis 1043.010 – in Österreich ein. Eingesetzt wurden sie überwiegend im Güterverkehr, vor allem auf der Relation Villach–Tarvis, aber auch im Personenverkehr. Die Loks erwiesen sich als kräftig, zuverlässig und innovativ. Besonders die späteren Exemplare ab 1043.004 verfügten über stärkere Motoren mit 4.000 kW Dauerleistung und einer thyristorgesteuerten Gleichstrombremse.

Auffällig war das Design: Anfangs in einem blutorange-beigen Farbkleid mit zwei Zierstreifen, später in einer Variante mit breiterem Zierband – bis hin zum sogenannten Valousek-Design. Auch technische Anpassungen an Scheinwerferanordnung und Bremsanlage zeigten die Unterschiede zur schwedischen Rc-Serie.

Das zweite Leben in Schweden

Nach ihrer Ausmusterung bei der österr. Bundesbahnen im Jahr 2001 – einzig die 1043.005 war schon 1999 nach einem Unfall verschrottet worden – kehrten die neun verbleibenden Lokomotiven zurück in ihr Herkunftsland: Schweden. Dort übernahm das Unternehmen Tågåkeriet i Bergslagen (TÅGAB) die Maschinen und bereitete sie umfassend auf den skandinavischen Einsatz vor. Bremsanlage und Sicherheitssysteme (ATC) wurden angepasst, neue Lackierungen aufgetragen: Silber-rot für TÅGAB, grün-blau für vermietete Loks bei TGOJ, gelb-grau bei der Bahnbau-Tochter Banverket Produktion (später Infranord).

Einige der Loks wechselten mehrfach den Betreiber – zwischen TÅGAB, Infranord, TGOJ und sogar Svensk Tågkraft. Während sie meist im Güterverkehr eingesetzt wurden, blieb ihr ursprünglicher Charakter als vielseitige Universallok stets erhalten.

Design-Ikone mit Rückkehr zum Ursprung

Besonders bemerkenswert ist die Geschichte von Rc2 001, die 2025 wieder in ihrer österreichischen Farbgebung – blutorange mit weißen Zierstreifen und Flügelrad – restauriert wurde. Obwohl in Schweden beheimatet, ist sie nun ein rollendes Denkmal für die einzigartige technologische Brücke zwischen Österreich und Schweden. Derzeit steht sie – technisch aufgerüstet mit ETCS – wieder im aktiven Einsatz.

Front der Rc2 001/1043.01 © TÅGAB

Technische Daten im Überblick

  • Hersteller: ASEA (Schweden)
  • Baujahre: 1971–1974
  • Stückzahl: 10
  • Achsfolge: Bo’Bo’
  • Leistung: 3.600–4.000 kW
  • Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
  • Anfahrzugkraft: 260–274 kN
  • Stromsystem: 15 kV / 16,7 Hz
  • Dienstmasse: 77–83 t

Fazit

Die 1043 war mehr als nur eine technologische Innovation – sie war ein sichtbares Zeichen europäischer Kooperation auf den Gleisen. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit dem technischen Fortschritt der 1970er-Jahre und einer Ära, in der die Bahn sich neu erfinden musste. Dass einige dieser Lokomotiven auch über fünfzig Jahre nach ihrer Indienststellung noch fahren, ist ein starkes Zeugnis für Qualität, Innovation – und ein wenig Nostalgie.

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