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Die S-Bahn in Deutschland – Nahverkehr mit System und Geschichte
Wenn morgens tausende Menschen in Berlin, Hamburg, München oder Köln auf die grün-weiße „S“ warten, dann beginnt ein ganz gewöhnlicher Tag im deutschen Nahverkehr. Die S-Bahn ist aus dem urbanen Alltag nicht wegzudenken – sie verbindet Vororte mit Innenstädten, entlastet Straßen und bringt Millionen von Pendler:innen pünktlich zur Arbeit, zur Schule oder zum Konzert.
Vom Stadtschnellzug zur Marke
Die Ursprünge der S-Bahn reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als die Berliner Stadt- und Vorortbahnen elektrifiziert wurden. Um das neue System von der ebenfalls elektrischen U-Bahn abzugrenzen, etablierte die Deutsche Reichsbahn 1930 den Begriff „S-Bahn“ – abgeleitet von „Stadtschnellbahn“ – und führte gleichzeitig das ikonische grüne Logo ein. Anfangs sah das Emblem noch wie ein Grabstein aus, später wurde es zur bekannten runden Marke mit dem kalligrafischen „S“ auf grünem Grund, das heute an Bahnhöfen und Fahrzeugen in ganz Deutschland zu sehen ist.
Ein Netz – viele Systeme
Was unter dem Begriff S-Bahn läuft, ist keineswegs ein einheitliches System. Zwar sind alle S-Bahnen Teil des Schienenpersonennahverkehrs, doch die technische und organisatorische Umsetzung variiert stark – nicht zuletzt durch die Geschichte von Bundesbahn und Reichsbahn sowie unterschiedliche Stadtstrukturen.
Berlin und Hamburg, die ältesten Netze, verfügen über eigene, oft separat geführte Gleise und nutzen ein Gleichstromsystem mit seitlicher Stromschiene. Neuere Systeme wie in Frankfurt, München oder Stuttgart wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut und fahren mit Wechselstrom über Oberleitungen auf bestehenden Bahntrassen. Viele dieser Städte verfügen über S-Bahn-Stammstrecken, also Tunnelstrecken durch das Zentrum, die den Vorortverkehr bündeln und beschleunigen.
Im Ruhrgebiet entstand ein polyzentrisches S-Bahn-Netz mit Linien, die mehrere Großstädte miteinander verbinden – von Dortmund bis Düsseldorf, von Essen bis Hagen. Auch hier werden viele Abschnitte gemeinsam mit dem Fern- und Regionalverkehr genutzt.
Technische Vielfalt auf der Schiene
Die deutsche S-Bahn kennt verschiedenste Fahrzeugtypen: vom historischen ET 165 der Berliner S-Bahn über die Baureihen 420, 423 oder 430 bis zu modernen Zügen vom Typ Stadler FLIRT oder Talent 2. In manchen Regionen verkehren sogar lokbespannte Doppelstockzüge, z. B. in Dresden oder Mitteldeutschland. Der Zugang zum Zug ist in der Regel stufenlos – dank standardisierter Bahnsteighöhen von 76 cm oder 96 cm.
Auch im Taktverkehr zeigt sich die Effizienz der Systeme: In Ballungsräumen wie Berlin oder München fahren Züge im 5- oder 10-Minuten-Takt, teilweise sogar alle zwei Minuten auf Kernabschnitten. In ländlicheren Gegenden oder Außenästen kann es aber auch einen 30- oder 60-Minuten-Takt geben.
Markenstreit und Lizenzgebühren
Kurios: Der Begriff „S-Bahn“ war zwischenzeitlich als Wortmarke durch die Deutsche Bahn AG geschützt. Bis 2012 musste für jede Nutzung durch andere Betreiber Lizenz gezahlt werden – etwa 0,4 Cent pro Zugkilometer, was Millionen einbrachte. Nach einem Rechtsstreit wurde die Marke aber gelöscht.
S-Bahn: überall – und noch nicht überall
Aktuell gibt es über 20 S-Bahn-Systeme in Deutschland, unter anderem in:
- Berlin
- Hamburg
- München
- Rhein-Ruhr
- Rhein-Main
- Stuttgart
- Leipzig/Halle (Mitteldeutschland)
- Dresden
- Nürnberg
- Bremen/Niedersachsen
Doch nicht alle großen Städte verfügen über ein solches Netz. In Bielefeld, Münster oder Augsburg gibt es bislang keine S-Bahn-Linien – allerdings befinden sich mehrere Projekte in Planung, darunter die S-Bahn Münsterland, S-Bahn Ostwestfalen, S-Bahn Saarland, S-Bahn Kiel und S-Bahn Lübeck.
Zwischen Nahverkehr und Kultstatus
Ob als Lebensader des Alltags oder als nerdiger Kult für Technikfans – die S-Bahn ist längst mehr als nur ein Verkehrsmittel. Sie ist Symbol für städtische Mobilität, historisches Technikdenkmal und Identifikationsfaktor für Generationen von Pendler:innen. Wer täglich zwischen „Umstieg“ und „Anschluss“ lebt, weiß: Ohne das grüne S läuft in deutschen Großstädten nichts.