BHÉV DL II Nr. 41

Die BHÉV DL II – vom Stromer zur „amphibischen“ Diesel-E-Lok (mit der 41 als erhaltenem Unikat)

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Die heute in Szentendre erhaltene BHÉV DL II 41 begann 1912 als elektrische Güterlok der Reihe L II (M 9) für die Budapester Vorortelinie HÉV. 1932 wurde sie zur kétéltű („amphibischen“) Diesel-Elektro-/E-Lok umgebaut: ein 160 PS Ganz-Jendrassik-Motor trieb einen 120 kW-Generator – gleichzeitig behielt sie Stromabnehmer und Teile der E-Ausrüstung. 1942 erhielt sie neuen Lokkasten und einen neuen Dieselmotor und wurde als DL II geführt. Heute steht sie im Városi Tömegközlekedési Múzeum Szentendre.


Herkunft: L II (M 9) – elektrische Arbeitstiere für die HÉV

Die Wurzeln der DL II 41 liegen in der elektrischen Reihe L II der Budapester Vorortbahnen. Die M 9 entstand 1912 in Kistarcsa bei der Gép- és Vasútfelszerelési Rt. (G&V), als zweiachsige E-Lok für 1000/1100 V Gleichstrom – genau jenes Spannungsniveau, auf dem die HÉV-Linien bis heute laufen.


Der große Umbau 1932: Diesel-Elektrisch – und doch mit Stromabnehmer

1932 wagte die BHÉV ein Experiment: Aus der E-Lok wurde ein gemischt betriebener Diesel-Elektro-Traktor, ohne die Fahrdraht-Ausrüstung ganz aufzugeben. Eingebaut wurden ein Ganz-Jendrassik-Nyersolaj-Motor mit 160 LE (≈ 160 PS) und ein Generator mit 120 kW. Zeitgenössische Beschreibungen sprechen von „vegyes üzem“ (Mischbetrieb): Dieselgenerator für netzunabhängige Fahrten, elektrische Ausrüstung für den Betrieb unter Fahrdraht. Fotos der Dachpartie zeigen neben dem Stromabnehmer auch Startwiderstände, die man im Dieselbetrieb eigentlich nicht braucht – ein klarer Hinweis auf den Dualmodus.

Warum das Ganze? Auf den HÉV-Netzen gab es Rangier- und Güteraufgaben sowie Anschlussstellen, bei denen Netzabhängigkeit hinderlich war. Gleichzeitig sollten Werkstatt- und Übergabefahrten unter Fahrdraht möglich bleiben. Das Konzept „kétéltű“ – die Lok konnte auf beiden Energiesystemen agieren – war dafür ideal.


Zweiter Lebenszyklus 1942: Neuer Kasten, neuer Motor, neue Bezeichnung

1942 erhielt die Maschine einen neuen Lokkasten und einen neuen Dieselmotor.
Spätestens jetzt wurde sie als Reihe DL II geführt; die erhaltene Lok trägt seither die Nummer 41.


Erhaltung: Von „Füsti“ nach Szentendre – und heute museal zugänglich

Fotodokumente belegen, dass die DL II 41 im Jahr 2001 bei einer Veranstaltung im ungarischen Eisenbahnmuseum „Füsti“ gezeigt wurde; später wurde sie dauerhaft in Szentendre stationiert. Im Városi Tömegközlekedési Múzeum – direkt neben dem H5-Endbahnhof – ist sie seit den 1990er-Jahren ausgestellt. Das Museum eröffnete am 14. Juli 1992 in einer 1914 gebauten HÉV-Remise.

Heute ist sie dort in charakteristischem Grün zu sehen – und gilt als Highlight der Sammlung.


Warum die DL II 41 besonders ist

  • Ein Unikat mit drei Leben: E-Lok (1912) → Dual-Diesel-E (1932) → Rebuild (1942) – und bis heute erhalten.
  • Technikgeschichte zum Anfassen: Stromabnehmer und Widerstände auf dem Dach machen den hybriden Ansatz sichtbar – Jahrzehnte vor modernen Hybridfahrzeugen.
  • HÉV-Sonderweg: Kombination von 1100 V-Gleichstrom mit Dieselgenerator für flexiblen Betrieb – ein lokal entstandenes Konzept für lokale Bedürfnisse.

Technische Eckdaten

  • Bauart/Antrieb: zweiachsige Diesel-Elektrik mit beibehaltenem E-Ausrüstungsteil (Stromabnehmer/Widerstände) aus der L II-Zeit, gemischter Betrieb.
  • Ursprung: L II (M 9), G&V Kistarcsa, Baujahr 1912.
  • Umbau 1932: 160 PS Ganz-Jendrassik + 120 kW-Generator.
  • Rebuild 1942: neuer Lokkasten + neuer Dieselmotor; Fortführung als DL II 41.
  • Höchstgeschwindigkeit: in Sammlerkreisen ca. 50 km/h genannt (Rangier-/Güterprofil).
  • Spannung der HÉV-Netze: 1100 V DC.

Quellen


Besuchstipp

Wer die DL II 41 sehen will, nimmt die H5-HÉV nach Szentendre.
Das Museum liegt direkt am Endbahnhof und ist saisonal geöffnet.
Vorsicht: Sie ist aber nicht im besten Zustand 😢


Unser Design

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