MÁV V43.1001

Ungarische Elektrolokomotive V43.1001

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In den frühen 1960er Jahren suchte die MÁV nach einer modernen Elektrolokomotive, die sich in großer Stückzahl einsetzen ließ. Die zunächst beschafften Bzmot- („Boco“) und importierten Leihdampfloks aus Deutschland waren nur Übergangslösungen. Schließlich beschloss man, gemeinsam mit westeuropäischen Firmen eine eigene Baureihe aufzubauen. Ab 1963 erhielten sieben Lokomotiven der neuen V43-Familie in Essen gefertigte Exemplare – die Nummer V43 1001 war die erste. Die elegant gestalteten Maschinen mit sechs Achsen und markanten Frontpartien entsprachen dem technischen Standard jener Zeit.

Die V43 1001 wurde am 25. Mai 1963 offiziell bei der MÁV in Betrieb genommen und war damit das erste Exemplar dieser Baureihe. In den Folgejahren prägten diese Mehrzweck-Elektrolokomotiven den regulären Bahnverkehr. Später erlangte die V43 1001 Kultstatus: Zum 40. Geburtstag erhielt sie 2003 ihre historischen Nummernschilder zurück, und 2010 wurde sie wieder in ihr originales Farbkleid zurückversetzt. Heute kommt dieses betriebsfähige Denkmallok bei Nostalgiefahrten zum Einsatz.

Bereits gegen Ende der 1960er Jahre begannen bei MÁV Versuche mit Thyristorsteuerungen. So wurde etwa 1968 die Lok V43 1076 für Tests mit einer Thyristorsteuerung umgerüstet und anschließend wieder zurückgebaut. In diesem Umfeld gilt die V43 1001 manchmal als erster Thyristor-Experimentierträger. Offiziell beauftragte die MÁV 1971 die Werksgruppen von Ganz-MÁVAG mit dem Bau eines 3600-kW-Lokomotiv-Prototyps – angeblich unter Beteiligung des Forschungsinstituts KFKI. Aus diesem Auftrag entstand schließlich die schwere Co’Co’-Baureihe V63, in der die neue Thyristortechnik zur Serienreife gebracht wurde.

Die V43-Lokomotiven boten ein robustes Universallayout für 25 kV/50 Hz: Sechs angetriebene Achsen im Co’Co’-Fahrwerk, Radsätze von 1250 mm und eine Dauerleistung von etwa 2200 kW. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 120 km/h. Kennzeichnend war das sanfte Anfahrverhalten ohne Zugkraftsprünge – erreicht durch eine ausgeklügelte Phasenschieber- und Widerstandssteuerung. Die Lok 1001 wurde im Sommer 2010 aufwändig restauriert und zeigte sich danach erstmals wieder in dem kräftigen Blauton mit gelben Zierstreifen, den sie bei Auslieferung trug.

Nach der Restaurierung präsentiert sich die V43 1001 optisch im Originalzustand der 1960er Jahre. Technisch blieb sie jedoch konventionell: Sie erhielt keine moderne Thyristorsteuerung, sondern behielt das ursprüngliche Phasenanschnitt- und Widerstandssystem. So verfügt V43 1001 über vier in Reihe geschaltete Gleichstrom-Fahrmotoren (je 275 kW) und nur wenige Fahrstufen, die über elektromechanische Schütze gesteuert werden. Dieses klassische Antriebskonzept unterscheidet sie deutlich von späteren Thyristorloks der MÁV.

Bis zum Ende der 2010er Jahre wurden die meisten V43-Loks ausgemustert; V43 1001 blieb wegen ihrer historischen Bedeutung jedoch erhalten. Bereits 2003 trug sie wieder ihre originalen Fabriknummernschilder, und 2010 glänzte sie in ihrem früheren Farbkleid. Seither ist die V43 1001 ein gern gesehener Gast bei Sonder- und Nostalgiefahrten. Als betriebsfähiges technisches Denkmal repräsentiert sie die Pionierzeit der ungarischen Elektrolokomotivfamilie.

Quellen

Unser Design

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